Die Rathauserweiterung aus den 60-er Jahren in der Müllerstraße, schräg gegenüber dem Leopoldplatz, wurde von Rüthnick Architekten umgebaut sowie technisch und energetisch auf den Stand der Zeit gebracht.
Einen besonderen Einfluss auf die Planungen zur Umgestaltung des denkmalgeschützten Ensembles nahm die Wahrung des Entwurfscharakters von Fritz Bornemann ein.

Zwischen 1964 und 1966 entstand nach den Plänen des Berliner Architekten Fritz Bornemann ein zwölfgeschossiges Hochhaus sowie ein vorgelagerter eingeschossiger Anbau, der seinerzeit als Bezirksverordnetensaal (BVV-Saal) diente.
Das Ensemble ist heute ein bezeichnendes Beispiel der modernen Nachkriegsarchitektur und steht unter Denkmalschutz. Das Urteil des Preisgerichts 1955 lautete: „Die städtebauliche Anlage mit der großen Grünfläche südlich des alten Rathauses ist vorzüglich.“ BAUWELT 1955, Heft 44, Seite 891

Rüthnick Architekten haben, mit Rücksicht auf den Bornemannschen Entwurf, die energetische Ertüchtigung der Fassaden, die Modernisierung der Haustechnik und des Brandschutzes, sowie die Grundrissstruktur dem Raumbedarf der neuen Nutzer angepasst.
Bautechnisch und hinsichtlich seiner Energieeffizienz entsprach der 50 Jahre alte Gebäudekomplex nicht mehr den aktuellen Anforderungen und musste für die neue Nutzung als Jobcenter und Berufsinformationszentrum umfassend instandgesetzt und umgebaut werden.
Charakteristisch für die Bornemannsche Fassadengestaltung sind die horizontale Schwarz-Weiß-Gliederung und die Verbindung einer planen Fassade mit einer verglasten Gebäudefront.
Bei der Erneuerung der Waschbetonplatten wurde, in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde, die vorhandenen hellen Brüstungen und die dunklen opaken Außenwandflächen der Fensterbänder als glatt geputzte Flächen ausgebildet. Aus Gründen der Tragfähigkeit der Bestandskonstruktion und der Wirtschaftlichkeit musste dieser Eingriff in die geschützte Fassade vorgenommen werden. Gleichzeitig wurden die Fensterelemente, unter Berücksichtigung heutiger energetischer und bauphysikalischer Anforderungen, komplett nach ursprünglichem Vorbild erneuert.
Im Gebäudeinnern blieben sämtliche Wände aus Sichtmauerwerk in den Fluren erhalten. Sie wurden im Zuge der Baumaßnahmen instandgesetzt und gereinigt. Ein neues Farbkonzept ist die Grundlage der Gestaltung von öffentlichen Bereichen und Fluren.
Der besonders zeittypisch gestaltete Dillenburg-Saal (benannt nach Weddings Partnerstadt), im ersten Obergeschoß, wurde denkmalgerecht im Original wieder hergestellt. Die abgehängte 60-er Jahre Decke und hölzernen Wandbekleidungen wurden demontiert und nach Verbesserung des Brandschutzes im Original wieder angebracht.

Unter der Einhaltung zukunftsorientierter Energiestandards, das Gebäude erfüllt die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014, wurde mit der Instandsetzung und dem inneren Umbau ein prägnantes Beispiel zum denkmalpflegerischen Erhalt eines Baus aus der Nachkriegsmoderne geschaffen.